05.02.2025 | Humme’s Einblicke | On our way to trumpism!

On our way to trumpism! Was haben wir gelacht, damals im November 2016, als die Amerikaner Donald Trump zum Präsidenten wählten! Was haben wir nicht mehr ganz so laut gelacht, als sie ihn im November 2024 erneut ins Präsidentenamt hievten. Ob wir auch noch lachen, wenn sich herausstellt, dass wir eine kleinere Ausgabe des „ich habe den längsten-Präsidenten“ am 23.02. indirekt zum Bundeskanzler gewählt haben?

Steile These und reine Polemik? Das wäre schön und das wäre einfach. Tatsächlich aber sind die Parallelen zwischen Trump und Merz auf der einen Seite und US-Republikanern und Union auf der anderen Seite schon recht auffallend.

Die Republikaner waren mal eine seriöse Partei in den USA. Während Trumps erster Amtszeit, aber spätestens während seinem Wahlkampf 2024 haben sich die Senatoren und Kongressabgeordneten in einen Haufen Ja-Sager verwandelt. Die vereinzelten kritischen Stimmen aus dem republikanischen Lager sind entweder aus Angst oder aus blinder Gefolgschaft vollends verstummt. 

Das gleiche Phänomen kann man auch bei der Union beobachten. Ja, es gibt sie noch, die unionsinternen Kritiker, wie Daniel Günther oder Kai Wegner, manchmal auch Hendrik Wüst und zuletzt Antje Tillmann, aber im Großen und Ganzen folgt man im Konrad-Adenauer-Haus dem Kurs von Friedrich Merz. Es mag jeder für sich selbst entscheiden, ob dies unter Druck, aus Angst oder aus blinder Gefolgschaft heraus geschieht. Irgendetwas davon muss es aber sein, es gibt keine andere Erklärung für das Abstimmverhalten der Unionsabgeordneten vom vergangenen Mittwoch und Freitag.

Und Merz selber? Seit seinem Amtsantritt als Parteivorsitzender der CDU hat Merz keine Talkshow, kein Interview und keine Rede ausgelassen, wo er absolut haltlose und teils hanebüchene Behauptungen aufgestellt hat, die sich mühelos mit drei Mausklicks als reiner Fake entlarven ließen. Das ist absolut identisch mit dem Verhalten des Donald Trump.

Weitere Beispiele gefällig? Donald Trump kündigte an, dass er am ersten Tag seiner Präsidentschaft zahlreiche Dekrete unterzeichnen wolle. Diese Wortwahl hat Merz 1:1 übernommen. Er will am ersten Tag seiner Kanzlerschaft die Grenzen schließen. Donald Trump möchte „America great again“ machen. Merz möchte „auf Deutschland wieder stolz sein können“. Das impliziert in der Semantik das gleiche wie der trumpsche Leitsatz, durch die nationalistische Komponente „stolz auf Deutschland“ biedert sich die Union jedoch gleichzeitig auch noch auf eine unappetitliche Art und Weise bei der AfD und deren Wählerschaft an.

Donald Trump geht es nicht um die USA, deren Wirtschaft und schon gar nicht um die Menschen in den USA. Donald Trump geht es um Donald Trump! Er möchte schlicht der GRÖPAZ (Größter Präsident aller Zeiten) werden, weil das und nur das sein übergroßes Ego befriedigt.

Für Friedrich Merz gilt das gleiche. Er möchte der größte Bundeskanzler aller Zeiten oder zumindest in einem Atemzug mit Konrad Adenauer genannt werden. Dafür geht er über Leichen und nimmt zur Not auch in Kauf, dass er, nachdem man ihm parteiintern zweimal attestiert hat, dass er nicht die erste Wahl ist, auch noch zum dritten Mal für den Parteivorsitz kandidieren muss.

Für dieses für ihn so hehre Ziel wird er auch eine Koalition mit der AfD eingehen. Da kann er beteuern und versichern, wie er will, denn Merz hat auch bewiesen, dass ihm in keinster Weise zu trauen ist. Und spätestens da sind wir wieder im Konrad-Adenauer-Haus. Auch hier weiß man nur zu genau, dass Merz absolut nicht vertrauenswürdig ist. Und trotzdem hält man weiter zu ihm und stößt in das gleiche populistische Horn.

26.08.2024 | Humme’s Einblicke zur schrecklichen Tat von Solingen

"Wie soll man, wie will man bei der Zusammenfassung seiner Gedanken über drei Morde, wahrscheinlich mit einem islamistischen Hintergrund, eine halbwegs vernünftige Einleitung hinbekommen?

Natürlich empfinde ich eine ungeheure Traurigkeit und auch Wut. Ich kannte keines der Opfer oder deren Familien. Spätestens jetzt aber sollte auch der Letzte wissen, dass derartiges jedem widerfahren kann. Nicht zuletzt deshalb teile ich den Schmerz, den Verlust und auch die Wut und die Angst der Freunde und Angehörige.

 

Natürlich fragt man sich in solchen Momenten, ob man sein Gutmenschentum nicht überstrapaziert hat. Soll ich wirklich Menschengruppen gegenüber tolerant sein, aus deren Reihen Mörder und Terroristen kommen? 

 

Ich habe vor dem Hintergrund der schrecklichen Tat von Solingen tatsächlich Verständnis für derartige Gedanken. Man sollte sich dann aber auch die Frage stellen, wie man zukünftig mit seinen Mitmenschen umgehen will. In meinem Fall konkret würde das bedeuten, wie ich meinen italienisch-, türkisch- oder russisch-stämmigen Nachbarn begegnen soll.

 

Wie soll ich mit meinem Bruder Leo und seinen Geschwistern umgehen, der Eltern aus dem Tschad stammen? Wie mit meinem Döner- oder Gyros-Mann, den Kolleginnen meiner Frau, meinem Hausarzt?

 

Moment, wird jetzt der eine oder andere einwerfen, das sind ja nicht die, die mit den im vorletzten Absatz genannten Menschengruppen gemeint sind.

 

Richtig, das weiß ich, das weiß meine Familie und einige meiner Freunde. Für die breite Masse sind das aber alle nur Ausländer oder Migranten. Wer solch schreckliche Taten wie die von Solingen instrumentalisiert, um Fremdenfeindlichkeit, Ausländerhass oder Rassismus zu propagieren, macht das pauschal und nimmt nicht explizit die Menschen aus, die ein Klaus Humme kennt.

 

Ich verabscheue Gewalttäter jeglicher Art, und zwar unabhängig davon, wo sie herkommen, welche Religion sie ausüben oder welche Hautfarbe sie haben. Bei Gewalttaten mit terroristischem Hintergrund erreicht meine Verachtung noch einmal ein anderes Level. 

 

Meine Verachtung und meine Abscheu treffen aber eben genau die Menschen, die solche Taten planen und ausführen. Sie treffen nicht die Menschen, die aus dem gleichen Land zu uns gekommen sind oder die die gleiche Religion ausüben. Sie treffen vor allem aber nicht die Menschen, deren Hautfarbe eventuell ein paar Nuancen dunkler ist als meine!“

29.07.2024 | Humme’s Einblicke zur Olympiade

Am Tag nach der für mich grandiosen Eröffnungsfeier der olympischen Spiele habe ich mich mal wieder in einem Anfall von Masochismus durch die Kommentare zu diesem Event geklickt. Die weitaus meisten Menschen waren ebenso begeistert wie ich und natürlich gab es auch andere Meinungen. Das ist durchaus legitim, da die Geschmäcker bekanntermaßen verschieden sind.

Viele dieser negativen Kommentare bezogen sich allerdings nicht auf die Show an sich, sondern stellten fest, dass diese Eröffnungsfeier eine rein politische Veranstaltung war, in der uns, mal wieder, nur die woke Doktrin der politischen Eliten aufgezwungen werden sollte. Anlass dafür war wohl unter anderem die im Foto dargestellte Tanzgruppe, die in ihren Kostümen für die Diversität unserer Gesellschaft stand.

 

Die heile Welt der Deutschen bestand früher aus einem weißen Mann, vorzugsweise blond und blauäugig, einer ebenso weißen und unterwürfigen Frau sowie zwei bis drei Kindern. Alles, was davon abwich, wurde schlicht totgeschwiegen. Zufälligerweise deckt sich dieses Weltbild dann auch mit dem Slogan einer deutschen politischen Gruppierung, der „Deutschland, aber normal!“ fordert.

 

Unsere Gesellschaft war schon immer vielfältig. Es gab schon immer dicke und dünne, homo- und heterosexuelle, behinderte und nichtbehinderte Menschen. Es gehört zu einer unserer größten Errungenschaften, dass wir diese Diversität nicht nur akzeptieren, sondern all diese Menschen, die angeblich von der Norm abweichen, in der Mitte unserer Gemeinschaft willkommen heißen.

 

Wir haben uns glücklicherweise gesellschaftlich weiterentwickelt und bemühen uns zumindest, jedem Menschen den Raum zur persönlichen Entfaltung zu geben. Wir sind noch längst nicht am Ziel angekommen und der Weg bis dahin ist noch weit, wir haben aber wenigstens schon mal die richtige Richtung eingeschlagen. 

 

Ich kann nur an die Fraktion der Ewiggestrigen appellieren:  Macht Euren Frieden mit dem jetzt vorherrschenden Zeitgeist. Die Welt ist bunt, nicht nur in Bezug auf die Hautfarbe. Ihr könnt noch so sehr rumkrakeelen und meckern, Ihr werdet die Zeit nicht zurückdrehen. Wenn Ihr das nicht verinnerlicht, werdet am Ende Ihr diejenigen sein, die zurückbleiben. Und es wird Euch am Ende dann auch nicht mehr gelingen, den „Anderen“ die Schuld für Euer gesellschaftliches Scheitern in die Schuhe zu schieben.

28.06.2024 | Humme’s Einblicke zur EURO 2024

EM im eigenen Land und dann auch noch ein deutsches Team, das nach Spanien mit der zweitbesten Punkteausbeute Gruppensieger geworden ist. Da steigt doch gleich die Vorfreude, aber auch die Nervosität, auf das Achtelfinale um dem Schleswig-Holstein-Cup gegen Dänemark. Natürlich waren auch die Spiele unserer Nationalmannschaft vom üblichen rechtsnationalen Grundrauschen begleitet. Die Frage, ob sich der deutsche Fußball-Fan wieder mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft wünscht, die in einer ansonsten wirklich gutgemachten Dokumentation über Rassismus im deutschen Fußball der ARD gestellt wurde, hat die Herren- und Damenmenschen dieser Nation selbstverständlich zusätzlich motiviert, ihren rassistischen Gedanken Ausgang zu gewähren, um sich in den sozialen Medien niederzulassen.

Wir, die Guten, fanden es dann auch äußerst befriedigend, dass unsere Jungs gegen Ungarn im pinken Trikot, vor den Augen eines Viktor Orban ausgerechnet durch Tore von Musiala und Gündogan das Achtelfinale vorzeitig klargemacht haben. Ja, auch ich habe mich königlich über die zahlreichen entsprechenden Memes amüsiert. Ein, zwei Tage später habe ich aber noch mal gründlich nachgedacht und fand dann meine Reaktion auf die Memes gar nicht mehr so amüsant.

 

Ich weiß, dass meine folgenden Ausführungen für den einen oder anderen nicht leicht zu ertragen sind, sie sollen aber zum Nachdenken anregen und jede/r darf natürlich danach gerne anderer Meinung sein. Wenn Ilkay Gündogan bei dieser EM bisher ein großartiges Turnier spielt, dann sollte ein „ausgerechnet Gündogan“ einzig und allein darauf beschränkt sein, dass er bzw. seine Leistung im Vorfeld der EM in Frage gestellt wurde. Der Ausspruch sollte nichts damit zu tun haben, dass er türkische Wurzeln hat. Wenn ein Jonathan Tah in der Abwehr gekonnt einen Ball weggrätscht, sollte das für uns nicht mehr oder weniger zählen wie die gleiche Aktion durch einen Nico Schlotterbeck. 

 

Ein Tor von Jamal Musiala zählt weder im Turnier mehr noch sollte es in der Gesellschaft mehr zählen als ein Tor durch Kai Havertz. Die Gündogans und Cans, Rüdigers und Henrichs dieser Welt sind aufgrund ihrer Vorfahren nicht weniger wert als die Müllers, Füllkrugs und Mittelstädts, sie sind aber auch nicht mehr wert und sollten auch keinesfalls von uns erhöht werden.  Wenn wir uns aber explizit darüber freuen, dass „ausgerechnet Musiala und Gündogan“ die deutschen Tore geschossen haben, nur weil dadurch jetzt die völkischen Synapsen einiger Kleingeister durchbrennen, ist das vielleicht verständlich, aber leider auch – aus anderen Gründen – auch eine Form von Rassismus. Und nein, es ist keine positive Form von Rassismus, denn die gibt es schlichtweg nicht. 

 

Die Reaktionen nach dem Ungarn-Spiel, auch meine eigene, zeigen, dass wir zwar gerne so tun als ob, es aber immer noch nicht vollkommen normal und somit nicht mehr erwähnenswert ist, wenn eine Mensch mit Migrationshintergrund in Deutschland erfolgreich ist. Solange wir aber daran festhalten, es explizit zu erwähnen, dass „ausgerechnet Musiala und Gündogan“ die deutschen Tore geschossen haben, ist es für uns alle noch ein weiter Weg. Ich prognostiziere, dass wir eher Europameister werden als dass wir den Rassismus vollständig überwinden.“

Braun kommt bei mir nur in die Windel!

Marx`s Einblick vom 28.01.2024 | Gestern waren meine Frau Gül und ich das 2. Mal in unserem Leben auf einer Demo. 5.000 Menschen haben in unserer Heimatstadt Düren friedlich demonstriert. Als ich unseren Kaiserplatz betrat standen mir die Tränen in den Augen.
Wie oft hatte ich in meiner Jugend meine geliebte Oma gefragt „Omi, warum habt ihr damals nichts gegen die Nazis unternommen?“ Ihre Antwort: „Wir haben nichts davon gewusst!“ Heute wissen wir davon! Ich möchte, wenn mein Enkel mich später fragt, nicht wie meine Oma lügen müssen. DANKE Düren! Ich bin so stolz auf Dich! #duerenerbuergergegenrechts #wirsindmehr #duerenistbunt Das Foto stammt übrigens von Jo Ecker. Danke Jo für deine Verwendungsfreigabe. Herzlichst, Hartwig Marx

Die Demokratie hat gerufen und alle sind gekommen!

Humme's Einblick vom 28.01.2024 | Seit 2013 beschäftige ich mich mit der AfD. Seit 2013 warne ich vor der AfD. Ich gebe gerne zu, dass mir mein Kampf gegen die AfD und für die Demokratie in diesen 10 Jahren oft genug wie ein Kampf gegen Windmühlen vorkam. Einerseits hat es lange gedauert, bis ich erkannt habe, dass diese mühseligen Online-Diskussionen mit AfD-Anhängern einfach fruchtlos sind, andererseits hatte ich häufig das Gefühl, dass meine Warnungen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis größtenteils ignoriert wurden.

Auch sonst hatte ich in den sozialen Medien das Gefühl, dass es immer nur die gleichen Personen waren, die sich bei entsprechenden Posts eindeutig für die Demokratie und gegen die AfD positioniert hatten, während die breite Masse zu allem schwieg und sich eher desinteressiert gab.

Ich schicke diese Einleitung voraus, damit die Leser:innen nachvollziehen können, was der gestrige Tag für mich bedeutet. Meine Frau, meine Tochter und ich kamen so gegen 11:30 Uhr auf dem Kaiserplatz an und schon da konnte man erahnen, dass die Demo weit mehr als die üblichen 150 – 200 Teilnehmer haben würde. Ich möchte jetzt nicht zu pathetisch werden, aber ich hätte niemals damit gerechnet, dass 5.000 Menschen an einer Demo in Düren teilnehmen würden. Wenn man an einem solchen Tag feststellt, dass es doch weitaus mehr Menschen sind als bislang vermutet, die sich für den Erhalt von Menschenwürde, Menschenrechte und Demokratie einsetzen, löst das schon etwas in einem aus.

Diese Kundgebung hatte auf einen Schlag mehr Teilnehmer, als alle AfD-Demos, – Veranstaltungen und -Kundgebungen, die jemals im Kreis Düren stattgefunden haben, zusammen. Kein Wunder, dass die Dürener AfD-Fanbase derzeit freidreht und alle möglichen Verschwörungstheorien äußert.

Wir haben gestern viele gute und aufrüttelnde Redebeiträge gehört. Einen Beitrag muss ich aber besonders hervorheben: Lucas Eugster, der 16-jährige Initiator von „Jugend vs. Diskriminierung“ war derart beeindruckend, dass ich zeitweise nur noch mit offenem Mund dastand und gestaunt habe. Es gehört schon einiges dazu, sich mit 16 Jahren ohne Skript vor 5.000 Menschen zu stellen und diese zu begeistern. Kudos, Lucas!

Die Demonstrationen der letzten Tage, die deutschlandweit mittlerweile weit mehr als 2 Mio. Menschen auf die Straße gebracht haben, stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass es noch nicht zu spät ist und wir das Ruder noch herumreißen können. Es ist jetzt an uns, diese Flamme der Hoffnung nicht verlöschen zu lassen. Es ist aber auch Aufgabe der Politik, dieser Flamme den nötigen Sauerstoff zu bieten. Dazu aber in den nächsten Tagen mehr.

Heute möchte ich einfach nur „Danke Düren“ sagen. Ihr habt mir gestern genügend Motivation mitgegeben, um mich weiter für die Demokratie und gegen den Faschismus zu engagieren.

Herzlichst, Klaus Humme